Notfallmanagement: Mit gezielter Schulung des Personals hat das Chaos keine Chance
Bei Bränden, Anschlägen oder Naturkatastrophen kann ein Notfallmanagement für geordnete Abläufe sorgen, Vertrauen schaffen und Leben retten.
Praxisreport
Ausnahmesituation in Mönchengladbach. Nach einem Amoklauf in einem Berufskolleg werden fünf Schwerverletzte und mehrere Leichtverletzte eingeliefert. Im Krankenhaus zählt jede Hand: Ärzte, Krankenpfleger und Seelsorger geben ihr Bestes. Mitten im Geschehen agieren ein Kameramann und viele Statisten. Denn glücklicherweise ist diese Katastrophe nur gespielt. Sie stellt die Handlung eines Films zum Thema Krankenhausnotfallmanagement dar, den 47 Auszubildende des Schulzentrums für Gesundheitsberufe am Niederrhein (SGN) drehen. Szene für Szene zeichnen sie den Alarmierungsablauf in der Klinik nach: vom Rettungseinsatz über die Mitarbeiteranforderung durch den Alarmserver und die Patientenversorgung bis hin zur Pressearbeit. Gedreht wurde im November 2016 im Elisabeth-Krankenhaus Rheydt der Städtischen Kliniken Mönchengladbach GmbH (SKMG) sowie im Johanniter Bethesda Krankenhaus Mönchengladbach, den Gesellschaftern der Schule.
Sabine Mansmann leitet die Berufsschule und setzt auf kreative Projekte wie dieses. „Hier können die angehenden Krankenpfleger neben der fachlichen Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff auch persönliche Interessen und Talente einbringen.“ Und davon gibt es viele unter den Azubis: Für die Erstellung des Films waren ein schlüssiges Drehbuch, eine solide Kameraführung, Kenntnisse bei Schnitt und Maske sowie schauspielerisches Können gefragt.
Kommt es zum Ernstfall, müssen Kommunikationswege, Verantwortlichkeiten und Handlungsanweisungen klar geregelt sein.
Im Krankenhaus geschult für den Ernstfall
Eine praktische Annäherung an eine Ausnahmesituation, die im Idealfall bloße Theorie bleibt. „Kommt es jedoch zu einem Ernstfall, müssen Kommunikationswege, Verantwortlichkeiten und Handlungsanweisungen klar geregelt sein“, sagt Cornelia von Quistorp, Sicherheits- und Brandschutzingenieurin der ias-Gruppe. Sie weiß: Brände sind die Notfallursache Nummer eins. Alle 14 Tage bricht in einer deutschen Klinik ein Feuer aus und kann tödlich enden.
„Krankenhäuser müssen aber auch für Großunfälle, Naturkatastrophen oder – wie der Film zeigt – Amokläufe gewappnet sein. Diese Ereignisse können zu einem
Massenandrang von Verletzten führen, der den regulären Betrieb eines Krankenhauses übersteigt.“ Cornelia von Quistorp berät sowohl Klinik als auch Schule zu Fragen der Arbeitssicherheit. Zudem hat sie Achim Lingen, die interne Fachkraft für Arbeitssicherheit der SKMG, sowie weitere Klinikvertreter bei der Weiterentwicklung des bestehenden Notfallmanagements unterstützt. Dieses enthält konkrete Arbeitsanweisungen, Checklisten, Flucht- und Rettungspläne, Ansprechpartner, Telefonnummern.
Doch die sorgfältige Notfallplanung ist nur eine Seite. Das Klinikpersonal muss die Abläufe quasi im Schlaf kennen, um in Stresssituationen richtig zu handeln. Bei der Suche nach einem neuen Schulungstool für Ärzte und Schwestern kam Cornelia von Quistorp auf die Filmidee. Berufsschule und beide Kliniken waren begeistert und stießen das Schülerprojekt an. Das Thema Notfallmanagement haben sich die Schule und die Kliniken in Mönchengladbach seit Langem auf die Fahne geschrieben, dabei arbeiten sie Hand in Hand mit den Sicherheitskräften und der städtischen Feuerwehr.
Film „Krankenhausnotfallmanagement“
Positive Resonanz für die Kommunikation von Notfallmanagement
Große Premiere hatte der Film am Mitarbeitertag der SKMG im Dezember letzten Jahres. Zukünftig soll er in Einführungsveranstaltungen gezeigt werden, um neue Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren. Auch die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege BGW und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe haben Interesse angemeldet.
Betriebliches Notfallmanagement
„Die positive Resonanz freut unsere Azubis genauso wie die Kliniken“, sagt Sabrina Thomauske, eine der Lehrkräfte am SGN, die den Azubis Themen wie Notfallmanagement näherbringt und damit frühzeitig den Weg für Sicherheit in Kliniken ebnet. Sie weiß: „Die gezielte Schulung des Personals kann das Risiko für Brände und technische Notfälle deutlich verringern. Auch Schäden lassen sich durch zielgerichtete und koordinierte Notfallmaßnahmen minimieren.“
Berufsschule und Kliniken in Mönchengladbach machen vor, wie es sein sollte – in Film und Realität. Und die zukünftigen Krankenpfleger und Pflegerinnen? Die zeigen, dass sie neben ihrer fachlichen Kompetenz weit mehr im und auf dem Kasten haben.
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