Mentale Gesundheit - eine zarte Pflanze
Nie spürten wir und Sie so sehr die Bedeutung mentaler Gesundheit wie jetzt. Folglich setzt die ias-Gruppe in ihrer Ausrichtung und Weiterentwicklung einen großen Fokus auf das Thema. Unsere Fachexpert:innen erklären, wo die besten Hebel sind, um die Psyche positiv zu beeinflussen
Spezial
Aushalten? Ambivalente Gefühle
Manche kommen mit dem Digitalisierungsschub gut klar, andere nicht – manche finden viele Vorteile im Arbeiten im Homeoffice, anderen fehlt der soziale Kontakt. Wir müssen widerstrebende Gefühle in uns selbst, aber auch im Unternehmen aushalten.
Janina Klinger
hat fundierte Erfahrungen in arbeits-, gesundheits- und notfallpsychologischen Fragestellungen. Zu ihren Spezialgebieten gehören Resilienz und Achtsamkeit.
Was sind die Herausforderungen und wie begegnet man ihnen?
Wie Menschen mit der veränderten Arbeitssituation klarkommen, ist hochgradig individuell. Krisen erzeugen Stress und Bedrohungs- und Überforderungsgefühle. Emotionale Reaktionen, Gedanken und Sorgen sind da normal. In Krisen sind wir nur
eingeschränkt handlungsfähig – Flucht, Angriff und Starre sind die häufigsten Reaktionsmuster. Weil Krisen sich psychisch und körperlich auswirken, erfordern sie immer schnelle Bewältigungsstrategien.
Absprachen, Unterstützung,Empathie und Rücksichtnahme
Ambivalente Gefühle sollten nicht ignoriert oder unterdrückt werden. Über Gefühle zu sprechen hilft dabei, mit Herausforderungen besser umzugehen, und gibt Sicherheit. Auch ist es wichtig, anderen zuzuhören. Alle wollen die Situation verstehen, analysieren und für sich selbst bewerten. Aber auch, dass auf ihre Ängste und Sorgen eingegangen und das Gefühl vermittelt wird, gehört zu werden.
Wissen, das gute Zusammenarbeit fördert
- Teambezogen: Gemeinsam Teamziele erarbeiten, bewusst halten und im Handeln verankern.
- Teamerfolge feiern: Rubrik „Teamerfolge“ bei regelmäßigen Jours fixes; Wertschätzen von Beiträgen einzelner Personen zum Teamerfolg (auch Teammitglieder untereinander).
- Teamwerte bewusst machen: Gemeinsam Teamwerte erarbeiten, die allen wichtig sind.
- Teamchallenge: Werte selbst aktiv ausüben. Oft sagt man „Respekt und Wertschätzung sind wichtig“ und meint Respekt erhalten, Wertschätzung erhalten. Aber wie sieht es mit dem Geben aus?
Stärken? Eigenverantwortung
Udo Geske
ist Diplom-Psychologe, Coach und spezialisiert auf Lebensberatung.
Mentale Gesundheit hängt stark davon ab, wie sehr sich jede:r Einzelne dafür verantwortlich fühlt. „Wir stehen immer kurz davor zu leben, aber wir leben nie“, war Philosoph R.W. Emerson überzeugt. Wie stellen Sie sich Situationen, die im negativen Sinne unerwartet verlaufen? „Ich müsste eigentlich …“, „Ich sollte unbedingt …“, "Ich versuche es …“, „Ich würde gerne …“ – andauernde Selbstkritik ohne Veränderungsimpuls ist ein Zeichen mangelnder Eigenverantwortung und kann zu einer Verschlimmerung der aktuellen Situation führen.
Lebe das Leben, das du möchtest
Eigenverantwortung übernehmen heißt, die Verantwortung für die eigenen Gefühle und den Blick auf sie sowie den Umgang mit ihnen selbst zu übernehmen. Sie ist die Freiheit, auf ein unter Umständen belastendes oder gar bedrohliches Erlebnis mit einer eigenen Reaktion zu antworten, Gestalter:in des eigenen Lebens zu sein. Eine Basis für gute Lösungen? Akzeptieren Sie die
Umstände, die Realität. Frei nach dem Zitat von Reinhold Niebuhr: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Eigenverantwortung fördert auf verschiedenen Ebenen
- Gedanken: Die eigene Freiheit, wie man auf eine Situation schaut, über sie denkt und sie interpretiert. Welche Haltung man einnimmt, hat man selbst in der Hand.
- Perspektive: Man kann auf das schauen, was einen jeden Tag freut oder glücklich macht, und dabei überlegen, welchen Beitrag man dazu geleistet hat.
- Handlung: Eigenverantwortung in der Anwendung kann sich darin zeigen, wie man Entscheidungen trifft, Grenzen setzt, Initiative ergreift, Prioritäten setzt bei der Verwendung der eigenen Zeit etc.
- Sprache: Eigenverantwortung zeigt sich auch in der eigenen Wortwahl: „Ich mache, ich denke, ich bin …“
Leiten? Führungskraft und mentale Gesundheit
Julia Hodgson-Kastien
ist Diplom-Psychologin und schult regelmäßig Führungskräfte.
In einer Arbeitswelt im Umbruch sind Führungskräfte entscheidende Multiplikatoren. Angetrieben von den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung hat sich die Arbeit in vielen Bereichen rapide flexibilisiert. Die Bedarfe eines gelingenden Gesundheits- und Leistungsfähigkeitsmanagements verschieben sich damit weiter in den Bereich der mentalen Gesundheit. Gerade im mobilen Arbeiten verändern sich die Anforderungen an die Selbstorganisation, die (digitale) Kommunikationskompetenz und die Zusammenarbeit. Führungskräfte sind in diesem Wandel Betroffene, Vorbilder und Gestaltende zugleich. Für sie gilt es, proaktive Strategien der Selbst- und Mitarbeitendenfürsorge zu entwickeln, die den neuen Bedingungen gerecht werden. Dafür ist es hilfreich, wenn sie sich fortlaufend für die eigenen wie auch die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden sensibilisieren und eine Haltung kultivieren, die von Achtsamkeit, Selbstreflexion und Verbindlichkeit geprägt ist.
Zufriedenheit weitergeben
Unternehmen können das Rollenverständnis und die Gestaltungsfähigkeit ihrer Führungskräfte unterstützen. Mithilfe von Instrumenten wie der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen oder des 360-Grad-Feedbacks lassen sich geeignete Stellhebel ermitteln, insbesondere, wenn diese integraler Bestandteil der Organisationsentwicklung sind. Bedarfsgerechte Schulungen, Teamentwicklungsmaßnahmen oder Coachings können beim Aufbau relevanter Führungskompetenzen unterstützen und zugleich Übungsplatz für neue Lernformen sein, wie etwa im Falle von Blended-Learning-Formaten. Führungskräfte nutzen diese Entwicklungsräume meistens sehr dankbar und produktiv. Eine Investition, die sich auszahlt, denn: Zufriedene und leistungsfähige Führungskräfte führen häufiger zufriedene und leistungsfähige Mitarbeiter:innen.
Wie Unternehmen ihre Führungskräfte unterstützen können
- Leitbilder, die gesundheitsbewusstes, achtsames Handeln auf allen Hierarchieebenen definieren
- Eine gesunde Unternehmenskultur
- Ein gutes Personalmanagement
- Fortbildungs-, Beratungs- und Vernetzungsangebote zur Weiterentwicklung und zum Kompetenzaufbau
- Gestaltungsspielräume für gesunde Führung, (digitale) Kommunikation und mobile Zusammenarbeit
- Fehlbelastungen durch geeignete Instrumente frühzeitig erkennen und passende Maßnahmen ergreifen
Helfen? Sorgen aufnehmen, Lösungen anbieten
Das Bedürfnis nach einem helfenden Gespräch ist gestiegen: Mitarbeitende und Führungskräfte brauchen Unterstützung bei der Bewältigung privater und beruflicher Herausforderungen. Und diese kann nicht immer im Unternehmen selbst geleistet werden. Manchmal braucht es Hilfe von außen.
Nils Schilling
ist Geschäftsführer der ias mental health GmbH
Rechtzeitig handeln
Das Thema mentale Gesundheit nimmt an Bedeutung für die Mitarbeitenden zu, davon sind knapp 60 Prozent der Entscheider:innen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement überzeugt (siehe nebenstehende Umfrage). Unternehmen, die ein Employee Assistance Program (EAP) implementiert haben, können psychischen Belastungen kompetent und unterstützend gegensteuern und präventiv vorbeugen. Unsere professionellen EAP Berater:innen leisten Soforthilfe: So können Menschen, die sonst lange auf psychische Unterstützung warten müssen, diese sofort in Anspruch nehmen, bevor sich die Belastungssituation zuspitzt. Neue, leicht verständliche digitale Angebote und Formate stehen rund um die mentale Gesundheit bereit und können sofort eingesetzt werden. Niedrigschwellig und fundiert verstärken Beratungsangebote die organisationale Resilienz und erweitern persönliche Fertigkeiten, damit Menschen in Belastungssituationen stabil bleiben. Hochqualifizierte EAP Expert:innen mit langjähriger Erfahrung unterstützen Unternehmen dort, wo sie selbst nicht weiterkommen: Mit Zeit und Erfahrung unterstützen sie Betroffene darin, individuelle Lösungswege zu finden und eigenständig zu verfolgen
ias mental health GmbH: Seit 2022 firmieren die Ge.on Gesellschaften unter neuem Namen
Mentale Gesundheit
Umfrage zu Mental Health
Zur heutigen und künftigen Bedeutung von Mental Health für Unternehmen und Mitarbeitende wurden circa 1.000 Entscheider:innen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement online befragt. Die Befragten setzen sich aus Vorständen und Geschäftsführer:innen, Betriebsräten, Personaler:innen und Gesundheitsverantwortlichen zusammen.
Breit aufgestellt Mehr als 60 Psycholog:innen und 130 EAP Berater:innen der ias-Gruppe unterstützen Sie dabei, arbeitsbedingte Belastungen bei Mitarbeitenden zu erkennen und Stressfaktoren zu reduzieren.
EAP Beratung EAP Mitarbeitenden- und Führungskräfteberatung stärkt die individuelle Resilienz, unterstützt Veränderungsprozesse und sichert die Leistungsfähigkeit:
Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Die GB Psych hilft, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und vorzubeugen: www.ias-gruppe.de/gb
Mental Health ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.
Definition nach WHO
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