Atemaussetzer im Schlaf: Schlafapnoe behandeln
Schnarchen ist nicht gleich Schnarchen – es kann auf eine ernsthafte Schlafstörung hinweisen. Dr. Yvonne Linden, Expertin in der Diagnostik und Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen, erklärt, wie Sie die obstruktive Schlafapnoe erkennen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Gesunder Schlaf

Dr. Yvonne Linden
Ärztin ias PREVENT Düsseldorf, Fachärztin für Innere Medizin, Notfallmedizin, Präventivmedizin (DAPM), ausgebildet in der Diagnostik und Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen

Was ist eine obstruktive Schlafapnoe und wie entsteht sie?
„Frau Doktor, meine Partnerin/mein Partner sagt, ich schnarche!“ Auf diese Art beginnen viele Gespräche mit unseren Klient:innen. Die entscheidende Frage ist immer: Handelt es sich „nur“ um lästiges und ungeliebtes Schnarchen, oder liegt bereits ein deutlich ernsteres Problem vor? Vom Schnarchen abgegrenzt werden sollte immer eine Schlafapnoe. Bei der Schlafapnoe unterscheidet man zwei Formen, die Apnoe und die Hypopnoe. Die Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atmungsstörung, welche gravierende Konsequenzen für Betroffene haben kann. Vereinfacht gesagt kommt es im Schlaf zu einer Unterbrechung des Luftstroms. Bei der Apnoe fließt für eine Zeit kein Luftstrom mehr, während bei der Hypopnoe der Luftstrom teilweise eingeschränkt ist. Am häufigsten sehen wir diese Probleme in Rückenlage.
Was sind die Ursachen für eine Schlafapnoe?
Die Schlafapnoe ist überwiegend durch eine Verengung (Obstruktion), im schlimmsten Fall einem vollständigen Kollaps der Atemwege, gekennzeichnet. Die Ursachen sind vielfältig und müssen erkannt werden. Häufig ist eine Adipositas, welche durch vermehrte Fetteinlagerungen den Atemwegsdurchmesser sowie das Lungenvolumen reduziert, der Grund. Auch anatomische Varianten wie beispielsweise übermäßiges Weichteilgewebe im Rachenbereich, eine große Zunge oder ein kleiner Kiefer tragen zu einem erhöhten Risiko für ein obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS) bei. Es kommt bei der Einatmung zu einem Unterdruck, welcher den Verschluss der Atemwege weiter verschärft.
Wie wird eine Schlafapnoe behandelt?
Es muss nicht immer die Maskentherapie sein! Zur Behandlung eignet sich bei leichten Formen der Schlafapnoe beispielsweise die Verhinderung der Rückenlage. Hierzu dienen kleine Hilfsmittel wie Kissen, ein Stück Schaumstoff oder ein in den Rückenbereich des Schlafanzugs eingenähter Tennisball. Zudem können in manchen Fällen speziell angepasste Kieferschienen zum Einsatz kommen. Manchmal reicht auch schon das Auslassen eines alkoholischen „Schlaftrunkes“, die Beendigung des Nikotinkonsums und der Verzicht auf Schlafmittel.
Risikofaktoren für ein obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS):
- Adipositas mit Halsumfang
>43cm bei ♂ und >40cm bei ♀ - große Mandeln
- großes Rachenzäpfchen
- männliches Geschlecht
- Menopause
- Schwangerschaft (3. Trimester)
- steigendes Alter
- Familienangehörige mit OSAS
Der Konsum von Alkohol, Nikotin und Schlafmitteln intensiviert die Ausprägung der Erkrankung.
Welche Folgen hat eine Schlafapnoe?
Bei Schlafapnoe fällt den Angehörigen auf, dass Betroffene für mehrere Sekunden nicht atmen. In dieser kritischen Phase sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, während die Kohlendioxidkonzentration ansteigt. Hierdurch erhält das Gehirn den späten Impuls, eine „Weckreaktion“ auszulösen, auch „Arrousal“ genannt. Diese Weckreaktion ist überlebenswichtig, sie bedeutet aber für den Körper puren Stress, denn: Als Gegenregulation auf den fehlenden Sauerstoff im Gehirn versucht unser Herz, die Schlagfrequenz zu erhöhen, um mehr Blut mit dem darin befindlichen Sauerstoff zu transportieren. Zudem bleibt der Blutdruck nachts nahezu auf dem Niveau eines „wachen“ Menschen und der Körper schüttet vermehrt das Stresshormon Cortisol aus. Im Ergebnis ist der Nachtschlaf nicht mehr erholsam, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall und Herzinfarkt steigt, es entwickelt sich häufig Kopfschmerz am Morgen und deutliche Tagesmüdigkeit bis zum gefährlichen Sekundenschlaf, beispielsweise bei Autofahrten. Auch das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes, Depression oder Fettleibigkeit ist bei Menschen mit unbehandelter Schlafapnoe erhöht.
Die Schlafapnoe ist unterdiagnostiziert – und das hat Folgen für Ihre Gesundheit!
Mögliche Folgen einer unbehandelten Schlafapnoe:
- verkürzte Lebenserwartung
- Bluthochdruck
- Schlaganfall
- Herzinfarkt
- Typ-II-Diabetes
- Depressionen
- Tagesmüdigkeit
- Kopfschmerz
Erhöhtes Risiko bei Operationen
Mittlerweile interessieren sich auch Anästhesist:innen vor größeren Eingriffen dafür, ob ihre Patient:innen an einer Schlafapnoe erkrankt sind, denn es kommt deutlich häufiger zu Problemen bei der Wiederaufnahme einer eigenständigen Atmung im Anschluss an eine OP.
Was können wir für Sie tun?
In unseren Check-up-Untersuchungen stellen wir gezielte Fragen, um Ihr persönliches Risiko einzuschätzen und Sie bei Bedarf für weitergehende Diagnostik zu sensibilisieren. Mittlerweile stehen sehr komfortable Möglichkeiten des Screenings zur Verfügung und es muss nicht mehr sofort in einem Schlaflabor eingecheckt werden. Kleine OSA-Screeninggeräte können im häuslichen Bereich über Nacht eingesetzt werden und zeichnen verschiedene Parameter auf, die es Ärzt:innen ermöglichen, eine Schlafapnoe zu erkennen. Erst wenn diese auffällig sind, muss ein Termin im Schlaflabor vereinbart werden. Auch einige Smartwatches geben Hinweise auf eine Schlafapnoe und zeigen erste Auffälligkeiten im Atemmuster und der Schlafarchitektur an.

Wie wird eine Schlafapnoe behandelt?
Es muss nicht immer die Maskentherapie sein! Zur Behandlung eignet sich bei leichten Formen der Schlafapnoe beispielsweise die Verhinderung der Rückenlage. Hierzu dienen kleine Hilfsmittel wie Kissen, ein Stück Schaumstoff oder ein in den Rückenbereich des Schlafanzugs eingenähter Tennisball. Zudem können in manchen Fällen speziell angepasste Kieferschienen zum Einsatz kommen. Manchmal reicht auch schon das Auslassen eines alkoholischen „Schlaftrunkes“, die Beendigung des Nikotinkonsums und der Verzicht auf Schlafmittel.
Scheuen Sie sich also nicht, unser Gespräch mit einem „Frau Doktor, mein Partner/meine Partnerin sagt, ich schnarche“ zu beginnen!
Bei schwererer obstruktiver Schlafapnoe kommt als „Goldstandard“ eine Nasenmaske und in der Regel die Durchführung einer Überdruckbeatmung (CPAP-Therapie) zum Einsatz. Hierdurch können die oberen Atemwege offengehalten werden. Die Vorbehalte sind oft groß und dennoch fühlen sich die meisten Patient:innen nach einer Eingewöhnung wie „neu geboren“ und deutlich wacher, fitter, leistungsstärker und belastbarer. Zudem sinken die Risiken für oben genannte Folgeerkrankungen erheblich. Auch medikamentöse Behandlungsansätze sind in der Erprobung, hierdurch zeigen sich in größeren Studien vielversprechende Optionen.
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