Zyklus und Sport
Der Menstruationszyklus beeinflusst nicht nur, wie "Frau" sich fühlt, sondern auch die sportliche Leistungsfähigkeit. Anastasia Timme, Health Coach bei der ias PREVENT, erklärt, wie Frauen ihren Trainingsplan optimal auf ihren Menstruationszyklus abstimmen können.
FRAUENGESUNDHEIT
Anastasia Timme
Health Coach und Online Coach ias PREVENT Karlsruhe, Sportwissenschaftlerin, Sporttherapeutin, Fitnesstrainerin A-Lizenz, Kursleiterin B-Lizenz für Rehabilitation (Orthopädie und Innere Medizin), Functional Trainerin
Der Zyklus als zentrales Vitalzeichen
Lange Zeit wurde die Bedeutung der weiblichen Geschlechtshormone in der Medizin und Sportwissenschaft unterschätzt. Wissenschaftliche Studien bezogen sich zumeist auf den männlichen Körper. Nimmt man stattdessen den weiblichen Körper in den Fokus, ergeben sich manchmal ganz neue Perspektiven, mit seinen einzigartigen biologischen, genetischen und physiologischen Prozessen. Trainings- und Bewegungsempfehlungen wurden größtenteils aus Erkenntnissen an männlichen Probanden abgeleitet und eins zu eins auf die Trainingsgestaltung von weiblichen Athletinnen und Hobbysportlerinnen übertragen. Erst mit dem soziokulturellen Umdenken und der Etablierung der Gendermedizin rückte die Frage in den Vordergrund, ob die Trainingsgestaltung von Frauen nicht vielmehr die spezifische weibliche Physiologie berücksichtigen sollte.
Trotz der gestiegenen Aufmerksamkeit steht die Wissenschaft noch am Anfang, einen konkreten Einfluss von zyklusbasiertem Training auf die sportliche Leistungsfähigkeit und einen eindeutigen Trainingsvorteil nachzuweisen. Doch auch, wenn es noch immer viele Forschungslücken gibt, wird das Thema Menstruation nach und nach aufgebrochen und in den Trainingsalltag integriert. Fakt ist, dass Frauen während ihres Menstruationszyklus monatlich hormonelle Schwankungen durchlaufen, die sich auf das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche Leistungsfähigkeit auswirken können.
Vier Phasen bestimmen den Zyklus
Blickt man auf die körperliche Leistungsfähigkeit von Frauen, kann diese abhängig von der Phase ihres Menstruationszyklus stark variieren. Dieser wird in vier Hauptphasen unterteilt: Menstruation, Follikelphase, Ovulation und Lutealphase. Jede dieser Phasen ist durch spezifische hormonelle Veränderungen geprägt, die sich auf die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit auswirken können.
Das Verständnis der hormonellen Schwankungen im Laufe des Zyklus kann dabei helfen, das Training zu optimieren und die besten Ergebnisse zu erzielen.
Hormonelle Schwankungen: Verletzungsrisiko minimieren
Die Hormone Östrogen und Progesteron beeinflussen den Menstruationszyklus und gleichzeitig Kraft, Leistung und Regeneration – und damit auch das Verletzungsrisiko:
- Follikelphase (ca. Tag 1 bis 14): Hohe Östrogenspiegel können die Gelenkstabilität beeinträchtigen und das Risiko für Bänderverletzungen erhöhen.
- Lutealphase (ca. Tag 15 bis 28): Progesteron kann die Muskelermüdung und das Risiko für Überlastungsreaktionen erhöhen. Zudem kann die Knochenstabilität verändert sein, was ein erhöhtes Risiko für Ermüdungsbrüche bedeutet.
Die einzige Regelmäßigkeit im weiblichen Zyklus ist die Unregelmäßigkeit.
Ermüdungsbrüche: Ein zyklusbedingtes Risiko?
Ermüdungsbrüche sind kleine Risse im Knochen, die durch wiederholte Belastung ohne ausreichende Erholung entstehen.Vor allem im Fuß- und Sprunggelenksbereich sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Grund dafür können die zyklusbedingten Hormonschwankungen sein. Progesteron kann den Kalziumstoffwechsel beeinflussen und die Aufnahme von Kalzium in die Knochen hemmen. Dies kann zu einer geringeren Knochendichte führen, die wiederum das Risiko für Ermüdungsbrüche erhöht. Progesteron kann zudem die Muskelkraft leicht reduzieren.
RED-S im Sport
Das „Relative Energiedefizit Syndrom“ (RED-S) ist gekennzeichnet von exzessivem Training, zu wenig Energiezufuhr, Osteoporose, d.h. Knochenmasseverlust, und von Störungen des weiblichen Zyklus. Der Körperfettanteil spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Wenn die Fettdepots zu stark reduziert werden, wird die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron vermindert oder ganz eingestellt. Im Extremfall kommt es irgendwann zu Brüchen.
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