Direkt zum Inhalt

Diabetes ist kein Schicksal - Das müssen Sie wissen

"Darf ich noch Zucker essen? Muss ich jetzt mein Leben ändern? Brauche ich Medikamente?" – Klient:innen, die erfahren, dass bei ihnen eine beginnende Störung im Zuckerstoffwechsel oder bereits ein manifester Diabetes mellitus besteht, haben viele Fragen. Dr. Anne Collisi über Symptome, Ursachen und den Umgang mit der Zuckerkrankheit.

Prävention

zur Wahl stehen ein Apfel und ein Donut mit bunten Streuseln

Risikofaktoren und Vorboten

Lange bevor ein Typ-2-Diabetes auftritt, wir sprechen hier von 2 bis 3 Jahrzehnten, kann man ein erhöhtes Diabetesrisiko feststellen. Beim Check-up werden typische Vorboten geprüft. Das sind u.a.:

  • leicht erhöhter Blutzuckerspiegel
  • erhöhter Insulinspiegel (HOMA-Index)
  • erhöhter Bauchumfang
  • aber auch eine durch Ultraschall leicht festzustellende Verfettung der Leber 

Kommt noch familiäre Vorbelastung mit Diabetes hinzu, ist die Gefahr deutlich erhöht, Diabetes-Typ-2 zu entwickeln. Dann ist es besonders wichtig, frühzeitig zu reagieren.

Gezielt gegensteuern

Im Check-up wird ausführlich über Gesundheitsrisiken gesprochen und gemeinsam mit den Klient:innen konkret überlegt, mit welchen Maßnahmen einem Typ-2-Diabetes effektiv entgegengesteuert werden kann. Das geht über personalisierte Ernährungsberatung sowie Anregungen, wie mehr Bewegung und v.a. welche Bewegung in den Alltag eingebaut werden kann. „Oft ist die Aussicht, chronisch zu erkranken, Warnschuss genug, um den Lebensstil umzustellen. Ich erlebe, dass gerade Check-up-Teilnehmende sehr motiviert sind und es schaffen, sich von eingeschliffe­nen Angewohnheiten zu verabschieden.“, sagt Dr. Collisi.

Portrait Dr. Anne-Kathrin Collisi

Diabetes-Typ-2 verursacht langfristig Schäden an Herz, Nieren und Augen - Spätfolgen, die dann nur noch repariert bzw. in ihrem Ausmaß begrenzt werden können. Bei meiner Arbeit bei ias PREVENT wiederum besteht die Möglichkeit, sehr früh einzugreifen, bevor sich Diabetes-Typ-2 entwickelt hat.

Dr. med. Anne-Kathrin Collisi

Leitende Ärztin ias PREVENT Berlin

Diagnose mit Folgen

Gut so, denn man sollte Diabetes-Typ-2 nicht unterschätzen. Die Folgen wiegen schwer und können buchstäblich an die Nieren gehen. „Der dauerhaft erhöh­te Blutzuckerspiegel kann die feinen Blutgefäße in den Nierenkörperchen schädigen – langfristig kommt es zur Niereninsuffizienz, einem chronischen Nierenschaden. Zudem entwickeln über ein Drittel der Betroffenen Herz-Kreislauf-Erkran­kungen, wie zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall. Altersabhängig erhöht sich bei Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das 5- bis 7-fache, bei Männern um das 3- bis 4-fache.

Doch damit nicht genug: Es drohen Netzhautschädigungen des Auges (ca. 15 Prozent der Menschen mit Typ-2-Diabetes), Depressionen (12,3 Prozent der Erkrankten) oder Nervenschäden. Letz­tere können Taubheitsgefühl, Kribbeln, Verdauungsprobleme, Herzrhythmusstö­rungen sowie auch sexuelle Funktions­störungen verursachen.

Ein normales Körpergewicht, gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung helfen, das Typ-2-Diabetes-Risiko zu deutlich zu minimieren. Auch re­gelmäßige Vorsorge ist entschei­dend, gerade da sich Diabetes-Typ-2 häufig symptomfrei ent­wickelt.

Volkskrankheit Diabetes

10 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind mittlerweile zuckerkrank, ab dem 65. Lebensjahr ist es sogar jeder Vierte. Mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Vorstufe zum Diabetes und sind deshalb besonders gefährdet eine Zuckerkrankheit zu entwickeln. Aktuell ist bei ca. 8 Millionen Menschen ein Diabetes bekannt. 2040 werden über 12 Millionen Erkrankungen prognostiziert.

Insulinresistenz rückgängig machen

Eine häufige Fehlannahme ist, dass man den Typ-2-Diabetes mit Insulin behandeln muss. Genau hier liegt der Ansatz und Wendepunkt in der Prävention und Therapie. Der Schlüssel im wahrsten Sinne des Wortes ist, dass zu Beginn zu viel Insulin ausgeschüttet wird, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Körperzellen funktionieren wie Kraftwerke. Damit die Energieträger z.B. Kohlenhydrate zu Energie umgesetzt werden können, müssen Sie in das Kraftwerk Zelle eingeschleust werden. Dazu dient ein Schlüssel - das Insulin, welches an einem Schloss Insulin-Rezeptor angreift und die Kraftwerkstür kontrolliert und für Energieträger öffnet. Es wird Energie erzeugt. Im Laufe des Lebens klemmt das Schloss. Ausgelöst durch verschiedene Ursachen wie Bewegungsmangel, Ernährung, Zunahme des Bauchfettes, Schlafmangel und Stress sowie genetische Veranlagung. Dieser Vorgang heiß Insulinresistenz. Besonders stark nachmittags / abends und besonders schnell, wenn viele Kohlenhydrate in kurzer Folge aufgenommen werden und besonders stark, wenn wir eher wenig Energie verbrauchen. 
An verschiedenen Zellen klemmt das Schloss mehr oder weniger. Besonders stark an Fettzellen, besonders wenig an Muskelzellen. Der Kohlenhydrat-Stau wird verstärkt, während die Energieproduktion stagniert, weil das Schloss weiter klemmt. Der Körper reagiert, aber ungünstig: Es werden mehr Schlüssel produziert.


Schließlich kommt es zu einer Erschöpfung der insulinbildenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse und zur Entstehung eines manifesten Typ-2-Diabetes. Liegen (wie häufig) noch zusätzliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und erhöhte Entzündungswerte durch die Vermehrung des Bauchfettes vor, kommt es zu einem Verlust an bis zu acht gesunden Lebensjahren im Vergleich zu einem Nichtdiabetiker. 

Nachdem in den letzten Jahrzehnten angenommen wurde, dass diese Erschöpfung nicht mehr rückgängig zu machen ist, weiß man heute, dass hier genau der Ansatz liegt. Es ist davon auszugehen, dass jeder zweite diagnostizierte Diabetes wieder rückgängig zu machen ist. Eine neue Ausrichtung in der personalisierten Beratung wurde durch eine 2018 erschienene schwedische Studie, die den Typ-2-Diabetes in fünf verschiedene Cluster unterteilt, gelegt. Diese neue Clusterzuordnung zielt darauf ab, eine geschichtete, maßgeschneiderte Behandlung nach dem Konzept der Präzisionsmedizin zu entwickeln. Ziel ist es daher, bei den von uns durchgeführten Check-ups, Ihr Risikoprofil exakt zu bestimmen und im Falle eines Prädiabetes oder Diabetes, mit einer speziell auf Sie abgestimmten Ernährungsberatung und Trainingsplänen, diesen gar nicht erst entstehen zu lassen oder wirksam dagegen anzugehen.

TYP-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung und wird durch eine Fehlfunktion des körpereigenen Immunsystems ausgelöst. Dabei zerstören körpereigene Auto-Antikörper die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse, was zu einem absoluten Insulinmangel führt. Als Folge kann die Glukose (Zucker) aus dem Blut nicht mehr in die Körperzellen aufgenommen werden und der Blutglukosespiegel steigt an. Symptome sind häufig Müdigkeit, Gewichtsverlust, gesteigerter Durst und hohe Harnmengen.

Bei einem TYP-2-Diabetes liegt die Ursache des erhöhten Blutzuckers nicht in einem Mangel an Insulin, sondern in einer sogenannten Insulinresistenz der Zellen (v.a. Muskulatur, Leber und Fettzellen). Der Blutzucker kann als Energielieferant nicht mehr aufgenommen werden und zirkuliert weiter im Blut. Im Krankheitsverlauf kommt es zu einer zunehmenden Störung der schnellen Insulinsekretion zu den Mahlzeiten, die notwendig ist, um den Blutzucker nach einer Mahlzeit zu normalisieren. Es gibt oftmals keine eindeutigen Warnsymptome.

Diesen Artikel teilen

Das könnte Sie auch interessieren

ias-Kundenmagazin

Spezial zum Thema Nachhaltige Prävention

zum E-Paper

impulse