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Gesundheit braucht Struktur

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Ostseeinsel Riems ist die modernste Tierforschungseinrichtung Europas – und ein Seuchensperrgebiet. Hier sind Forscher den Erregern von Rinderwahn, Vogelgrippe, Ebola oder Corona auf der Spur. Institutspräsident Prof. Dr. Dr. h. c. Thomas C. Mettenleiter über die sensible Arbeit im Hochsicherheitstrakt und ein engmaschiges Gesundheitsmanagement

Praxisreport

Friedrich-Loeffler-Institut, Praxisreport

Das Friedrich-Loeffler-Institut – 110 Jahre Forschung zum Schutz von Mensch und Tier

1910 als weltweit erste virologische Forschungsstätte gegründet, widmet sich das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit der Gesundheit und dem Wohlbefinden lebensmittelliefernder Tiere. Zentrale Aufgaben sind die Prävention, Diagnose und Bekämpfung von Tierseuchen, die Verbesserung der Tierhaltung und -ernährung sowie die Erhaltung und Nutzung tiergenetischer Ressourcen. Rund 850 Forscher, Tierpfleger, Techniker und Verwaltungsmitarbeiter sind an fünf Standorten in Deutschland tätig und erforschen Tierseuchen und -krankheiten, zum Beispiel von Rindern, Schweinen, Hühnern, Kaninchen, Fischen oder Bienen.

Viren und strengste Sicherheitsmaßnahmen gehören zu Ihrem Arbeitsalltag. Hat der Ausbruch der Corona-Pandemie die Abläufe in Ihrem Institut verändert?

Tatsächlich ist der COVID-19-Erreger für uns erst mal „nur“ ein weiteres Virus, das es zu bekämpfen gilt. Dabei sind wir Teil eines weltweiten Netzwerks, das die Pandemie unter Hochdruck erforscht. Als systemrelevantes Institut kommt ein Shutdown für uns nicht infrage. Dennoch führte Corona auch an unseren Standorten zu Veränderungen: Mitarbeiter wurden ins Homeoffice geschickt, Kantinen temporär geschlossen und zusätzliche Sicherheits- und Abstandsregeln eingeführt. Viele Besprechungen wurden via Videoschalte durchgeführt.

Hat das öffentliche Interesse an Ihrer Arbeit zugenommen?

Bricht eine Tierseuche aus (wie aktuell die Afrikanische Schweinepest), steigt das Interesse an unserer Forschung. Umso mehr, wenn die Erreger für den Menschen gefährlich sind. 60 Prozent der Infektionskrankheiten gehen von Tieren aus, sogenannte Zoonosen. Wir nehmen an, dass auch das Coronavirus ursprünglich von einem Tier auf den Menschen übertragen wurde. Das zeigt, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier zusammenhängt, und unterstreicht die Bedeutung unserer Arbeit.

Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. Mettenleiter, Friedrich-Loeffler-Institut

Die Gesundheit von Mensch und Tier hängt eng zusammen.

Prof. Dr. Dr. h. c. Thomas C. Mettenleiter

Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts

Ihre Mitarbeiter forschen an lebensgefährlichen Viren. Wie läuft die Arbeit im Hochsicherheitslabor der Stufe 4 ab?

Die sogenannten S4-Labore sind völlig getrennte aerosol- und luftdichte Einheiten mit eigener Luft-, Strom- und Wasserversorgung. Ein ständiger Unterdruck verhindert, dass bei eventuell auftretenden Undichtigkeiten Luft aus dem Labor strömt. In den Schutzanzügen der Forscher dagegen herrscht Überdruck, sodass bei einem Riss nichts eindringen kann. Auf diese Labortätigkeit bereiten wir unsere Mitarbeiter intensiv vor. Wir sind eine von drei Forschungsstellen weltweit, die auch mit Großtieren unter dieser höchsten biologischen Sicherheitsstufe 4 arbeiten können.

 Friedrich-Loeffler-Institut, Arbeiter Friedrich-Loeffler-Institut

Ein eigener Biosicherheitsausschuss kontrolliert die Wahrung der hohen Sicherheitsauflagen und den Schutz der Mitarbeiter. Um psychischen Belastungen vorzubeugen, bieten wir mit der ias-Gruppe als Partner eine EAP - Mitarbeitenden- und Führungskräfteberatung im Haus an. Zudem bereiten wir, auch unterstützt durch die ias, eine Beurteilung Psychischer Gefährdungen (GB Psych) vor. Sie soll weitere Probleme und Bedarfe unserer Mitarbeiter aufzeigen.

Wie organisieren Sie Ihr BGM standortübergreifend?

Betriebliche Gesundheit braucht eine Struktur – damit Angebote ineinandergreifen und wir alle Mitarbeiter in der Fläche an allen fünf Standorten des FLI erreichen. Daher haben wir einen Steuerkreis BGM ins Leben gerufen, eine zentrale Instanz, dem neben mir als Präsidenten auch Vertreter von Betriebsrat, Arbeitsmedizin, Sicherheit und der ias-Gruppe beiwohnen. Gemeinsam legen wir übergreifende Maßnahmen und Themenschwerpunkte standortübergreifend fest.Die Umsetzung und Feinjustierung an unseren Standorten erfolgt durch die Arbeitskreise Gesundheit, die Belange vor Ort eruieren und individuelle Lösungen erarbeiten.

So können gesundheitsfördernde Angebote wie Rücken- oder Entspannungskurse organisiert oder Veränderungsprozesse – seien es strukturelle Anpassungen oder bauliche Maßnahmen – begleitet werden. Gespräche, Befragungen (und perspektivisch auch die GB Psych) helfen, Bedarfe der Mitarbeiter zu ermitteln.

Bei der Professionalisierung unseres BGM werden wir von der ias-Gruppe fachkundig unterstützt. Wir fühlen uns gut beraten. ias-Coaches schulen unsere Personalverantwortlichen zu Themen der gesunden Führung oder im Konfliktmanagement. Ein weiteres Instrument, das auf unsere Gesundheitskommunikation und -kultur einzahlt.

Friedrich-Loeffler-Institut, Totale, Insel AdobeStock/fotograupner

Was versprechen Sie sich von den Maßnahmen?

Ein strukturiertes und vernetztes Gesundheitsmanagement ist ein Qualitätskriterium für jede Organisation und wird von Mitarbeitern heutzutage zu Recht erwartet. Als Forschungsinstitut und Arbeitgeber können wir davon nur profitieren. Wir stärken nicht nur unsere Führungsriege und Mitarbeiter, sondern auch unsere Forschung. Das zählt nicht nur in Pandemiezeiten.

Friedrich-Loeffler-Institut - 110 Jahre Forschung zum Schutz von Mensch und Tier

1910 als weltweit erste virologische Forschungsstätte gegründet, widmet sich das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit der Gesundheit und dem Wohlbefinden lebensmittelliefernder Tiere. Zentrale Aufgaben sind die Prävention, Diagnose und Bekämpfung von Tierseuchen, die Verbesserung der Tierhaltung und -ernährung sowie die Erhaltung und Nutzung tiergenetischer Ressourcen. Rund 850 Forscher, Tierpfleger, Techniker und Verwaltungsmitarbeiter sind an fünf Standorten in Deutschland tätig und erforschen Tierseuchen und -krankheiten, zum Beispiel von Rindern, Schweinen, Hühnern, Kaninchen, Fischen oder Bienen.

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