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Erektionsstörungen - Vorbote für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wenn Erektionsstörungen zur Lebensversicherung werden. Dr. med. Herbert Sterzik, Experte für Männergesundheit, erklärt, was das genau bedeutet und wie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig durch Prävention eingegrenzt werden kann.

MÄNNERGESUNDHEIT

Dr. med. Herbert Sterzik

Leitender Arzt ias PREVENT Frankfurt/Main, Mitglied der Geschäftsleitung, Facharzt für Innere Medizin/Flugmedizin/ Notfallmedizin/Sportmedizin, Flugmedizinischer Sachverständiger, Ernährungsmedizin (DGEM), Männermedizin (cmi)/Präventivmedizin (DAPM)

Dr. Herbert Sterzik, Standortleiter ias PREVENT Frankfurt

Ist der Penis die Antenne des Herzens?

In Deutschland leben ungefähr 83 Millionen Menschen, von denen etwas weniger als die Hälfte Männer sind. Obwohl Deutschland europaweit die höchsten Gesundheitsausgaben hat, befinden sich die deutschen Männer in Bezug auf Gesundheit nur im Mittelfeld. Lediglich etwa die Hälfte der Männer nehmen regelmäßig Gesundheits-Check-ups zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes regelmäßig in Anspruch. Insbesondere zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr sterben drei Mal mehr Männer an plötzlichem Herztod als Frauen, obwohl viele Männer sich in diesem Alter als gesund einschätzen.

Erektionsstörungen (medizinisch: erektile Dysfunktion) sollten nicht verdrängt werden, da sie ein wichtiges Warnsignal für die Gesundheit sein können. Verschiedene Faktoren können Auslöser sein, darunter psychische Probleme wie Stress und Depressionen, körperliche Probleme wie Nerven- oder Gefäßschädigungen sowie Hormonmangel, Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und hoher Cholesterinspiegel, ein ungesunder Lebensstil sowie die Einnahme bestimmter Medikamente. 

Es ist wichtig, wiederkehrende und anhaltende Erektionsstörungen ärztlich abklären zu lassen, um mögliche Ursachen frühzeitig zu identifizieren und angemessene Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.

STUDIE

2018 erbrachte eine große amerikanische Studie, Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis, den Beleg, dass die erektile Dysfunktion (ED) ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Ereignisse sein kann. Im Rahmen der Studie wurden 1757 männliche Teilnehmer im Alter von durchschnittlich 69 Jahren fast 4 Jahre lang beobachtet. Dabei zeigte sich, dass Männer mit erektiler Dysfunktion (die angaben, "nie" oder "manchmal" eine ausreichende Erektion zu haben) deutlich häufiger einen Herzinfarkt, Herzstillstand oder Schlaganfall erlitten als Männer ohne Erektionsstörungen (6,3% vs. 2,6%). Auch unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wie Alter, Rauchen, Diabetes, kardiovaskuläre Familienanamnese, Bluthochdruck und Cholesterinspiegel war das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse bei Männern mit erektiler Dysfunktion fast doppelt (1,9-fach) so hoch.

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Risikofaktoren

Die gesundheitlichen Risikofaktoren sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Vielmehr gilt es vor allem auch jene zu erreichen, die zu den „kranken Schlanken“ gehören, bei denen ebenso Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Arteriosklerose und Erektionsstörungen auftreten. Insbesondere Männer, die äußerlich fit erscheinen, sollten sich bewusst sein, dass ihr Risiko nicht unterschätzt werden sollte. Es ist entscheidend, sich dieser unsichtbaren Gefahren bewusst zu sein und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

Gefährliches Trio: Übergewicht, Diabetes und Testosteronmangel

Adipositas kann zu einem Testosteronmangel führen, der durch verringerte Hormonproduktion gekennzeichnet ist. Zudem beeinträchtigt Übergewicht die kardiovaskuläre Gesundheit und erhöht das Risiko für Diabetes Typ 2.

Diabetes beeinträchtigt die Blutzuckerregulation, ist oft mit Insulinresistenz verbunden und kann Blutgefäße sowie Nerven schädigen, was zu Erektionsstörungen führen kann.

Testosteronmangel kann viele Funktionen des Körpers beeinflussen, einschließlich des Sexualtriebs, der Muskelmasse, der Knochendichte und der Stimmung. Testosteron ist auch an der Regulation der Fettverteilung beteiligt und spielt eine Rolle bei der Insulinresistenz.
 

Warnzeichen für verkalkte Gefäße

Treten im mittleren Alter häufig und längerfristig Potenzprobleme auf, sollte „Mann“ hellhörig werden. Erektionsstörungen können häufig auf eine Beeinträchtigung der Durchblutung zurückgeführt werden. Diese wiederum kann durch Gefäßverkalkungen, hervorgerufen werden. Ablagerungen in den Blutgefäßen führen zu einer Verengung der Gefäßlumina und behindern somit den ungehinderten Blutfluss. Neben Potenzproblemen können derartige Verengungen auch in anderen Regionen des Körpers auftreten, beispielsweise im Bereich des Herzens oder der Beinvenen. In diesem Kontext können Erektionsstörungen als ein ernstzunehmendes Frühwarnsystem fungieren und auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle hinweisen, bevor andere Symptome der Gefäßverkalkung bemerkbar werden.

Die richtige Vorsorge ist das A und O!

  • Regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung bilden die Basis für ein gesundes Herz und eine gute Durchblutung.
  • Verzichten Sie auf Zigaretten und begrenzen Sie den Alkoholkonsum.
  • Nehmen Sie Veränderungen in der Erektionsstärke bewusst wahr, verdrängen Sie diese nicht und nutzen Sie die Chance, sich frühzeitig untersuchen zu lassen.
  • Bereits ab dem 30. Lebensjahr sind regelmäßige Check-ups wichtig, um Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. So können Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und/oder Darm-, Hoden- oder Prostatakrebs sowie ein möglicher Testosteronmangel frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Quellen: BZgAStatistisches Bundesamt

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