Was unterscheidet den PREVENT-Check-up vom Besuch in der Hausarztpraxis?
Wer sich krank fühlt, geht zum/zur Arzt/Ärztin. Wer gesund bleiben will, auch? Fachärztin Sabine Benkowitsch über die Rolle des/der Hausarztes/-ärztin und die Vorteile spezialisierter Präventionsanbieter:innen
Frau Benkowitsch, ich fühle mich gesund. Warum sollte ich zur Vorsorge gehen?
Nicht jede Erkrankung äußert sich gleich in körperlichen Beschwerden. Selbst wenn Sie sich heute gesund fühlen, heißt das nicht, dass es nicht schon Frühzeichen einer Erkrankung gibt. Bei regelmäßigen Vorsorgen können Risiken wie erhöhte Blutzucker- oder Blutdruckwerte aufgedeckt und Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ 2-Diabetes bis hin zu schweren Herz- oder Lungenerkrankungen erkannt werden oder vielleicht sogar verhindert werden. Auch Krebserkrankungen lassen sich durch regelmäßige Checks im besten Fall frühzeitig erkennen oder wie beim Darmkrebs mit geeigneten Untersuchungsmethoden verhindern.
Was viele nicht wissen: Vorerkrankungen können über viele Jahre bestehen, ohne dass sie bemerkt werden. Sie können unseren Körper schädigen und schwächen. Kommt es dann zu einer zusätzlichen Belastung – beispielsweise durch eine Virusinfektion wie CoVID-19 –, führen Vorerkrankungen nicht selten zu einem schwereren Krankheitsverlauf und werden zum lebensbedrohlichen Faktor.
Führt mein/e Hausarzt/-ärztin Check-ups durch?
Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen Versicherten über 35 alle drei Jahre eine sogenannte „Gesundheitsuntersuchung“ (ehemals „Check-up 35“) durch den/die Hausarzt/-ärztin. Damit sind gewisse Basisleistungen abgedeckt, auf die sich die Krankenkassen geeinigt haben. Eine Blutuntersuchung, bei der Nüchternzucker, Cholesterin- und Blutfettwerte bestimmt werden, und auch eine Urinanalyse zählen dazu. Der PREVENT-Check-up ist umfänglicher. Wir kontrollieren mehr als 40 Laborwerte und können zum Beispiel auch zusätzliche Aussagen zur Schilddrüsen-, Leber- oder Nierenfunktion sowie zum Infekt-Parameter treffen. Das gibt uns ein wesentlich ausführlicheres Bild zum Gesundheitsstatus und zu möglichen gesundheitlichen Problemen.
Die Aufgabe der/des Hausärztin/-arztes liegt hauptsächlich in der Versorgung von kranken Patient:innen. Unser Ziel ist es, Krankheiten im besten Fall zu verhindern.
Auch Verhinderung von möglichen Krebserkrankungen?
Ja, wir ziehen die Darmkrebsvorsorge vor, die Kassenpatient:innen regulär erst ab dem 50. Lebensjahr zusteht, oder den PSA-Test zum Ausschluss von Prostatakrebs, den Kassenpatienten als Vorsorgeleistung überhaupt nicht erhalten. Sie können zum umfänglichen PREVENT-Check-up-Laborprogramm dazugehören oder zugefügt werden und tragen zur Krebsfrüherkennung bei.
Wenn mehr sinnvoll ist, warum bekomme ich diese Untersuchungen nicht bei meinem/meiner Hausarzt/-ärztin?
Dies hat gesundheitspolitische und wirtschaftliche Gründe: Die Hauptaufgabe des/der Hausarztes/-ärztin in unserem Gesundheitssystem liegt nicht in der Prävention, sondern vorrangig in der Versorgung von kranken Patient:innen. Dafür ist er eine unverzichtbare, wertvolle und viel beschäftigte Ressource. Für die einfache Gesundheitsuntersuchung erhält ein/e Hausarzt/-ärztin gerade mal 36,68 Euro, Seh- und Hörtests oder eine Augeninnendruckmessung bekommt er nicht erstattet. Umfangreiche Ultraschalluntersuchungen, die bei uns Standard sind, wie die des Herzens und der Halsschlagader oder eine Spiroergometrie zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit, bekommt er ebenfalls nicht erstattet. Manche Hausärzt:innen (besonders auf dem Land) versorgen weit mehr als 50 Patient:innen täglich! Hier sind natürlich auch der Gesprächsdauer enge Grenzen gesetzt.
Wie viele Check-up-Teilnehmende betreuen Sie am Tag?
Wir haben die fast schon luxuriöse Situation, dass ein/e PREVENT-Arzt/-Ärztin maximal drei Klient:innen durch den Check-up-Tag begleitet. So bleibt neben den Untersuchungen genug Zeit für eine ausführliche Anamnese und Beratung. Unser Ziel ist es, Krankheiten im besten Fall zu verhindern. Die Aufklärung der Klientin bzw. des Klienten über persönliche Risiken und geeignete Wege einer gesundheitsfördernden Lebensgestaltung sind dabei zentrale Pfeiler. Ein solcher Ansatz ist im Versorgungsalltag einer normalen Hausarztpraxis leider kaum möglich.
Dieses Interview ist in dem ias-Kundenmagazin impulse erschienen, das Sie als ePaper abonnieren können.
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